Die Ali Sadr-Höhle
Wunder gibt es, doch manchmal ist ein Zufall nötig, um sie zu entdecken. So geschehen ist es vor rund 40 Jahren, als der Hirte Ali Sadr seine Tiere auf einer Wiese etwa 100 km entfernt von der Provinzhauptstadt Hamadan weiden ließ. Auf der Suche nach einer Ziege, die sich verirrt hatte, stieß Ali Sadr auf einen Höhleneingang zwischen den Felsen. Dahinter verbirgt sich ein Höhlensystem, das seines Gleichen sucht: meterhohe Decken, imposante Stalakmiten und Stalaktiten sowie Höhlen, die zuweilen eine breite von über 100 Metern aufweisen. Eine Besonderheit ist der riesige unterirdische See, dessen klares Wasser der Höhle auch den Beinamen „Blaue Höhle“ eingebracht hat.
In der Ali Sadr-Höhle haben Forscher bislang kaum Leben gefunden. Einzig Einzeller bevölkern die Wasserstellen und die Gänge dieses Naturphänomens. Selbst Fledermäuse, die sich sonst in solchen Höhlensystemen wie zu Hause fühlen, sucht man in der Ali Sadr-Höhle vergebens. Das kann ein Hinweis dafür sein, dass es keinen weiteren Eingang zu dem unterirdischen Labyrinth gibt, dessen Alter auf etwa 130 Millionen Jahre geschätzt wird. Auch Spuren von steinzeitlichen Bewohnern der Höhle wurden bis heute nicht entdeckt. Inzwischen ist jedoch sicher, dass der altpersische König Darius I. die Höhlen schon vor über 2000 Jahren als Wasserreservoir nutzte. Bislang sind etwa 14 km des Höhlengeflechts erforscht, doch Wissenschaftler glauben, dass diese nur etwa 60 % des gesamten Systems ausmachen. Damit ist die Ali Sadr-Höhle die drittgrößte Höhle der Welt.
Hamadan und die Blaue Höhle
Iranreisende sollten unbedingt einen Abstecher zum Dorf Ali Sadr machen, um sich die Schönheit der Höhlen nicht entgehen zu lassen. Zwischen Hamadan und Ali Sadr verkehren regelmäßig Minibusse. Die Höhlen selbst können mit Booten erkundet werden. Mit etwa 400.000 Besuchern jährlich zählt die „Blaue Höhle“ zu den beliebtesten Touristenattraktionen des Iran, doch davon sollte sich niemand abschrecken lassen. Den Besuchern bieten sich atemberaubende Anblicke, einzigartige Steinformationen, enge Schluchten und faszinierende Panoramen. Nach dem etwa zweistündigen Ausflug, der auch einen Stopp auf einer kleinen Insel beinhaltet, kann man die neuen Eindrücke bei einem Kaffee oder Tee im Café innerhalb der Höhle noch einmal Revue passieren lassen. Ein Besuch der Ali Sadr-Höhlen gehört sicher zu den schönsten Urlaubserinnerungen, die man auf seiner Heimreise mit im Gepäck hat.